Der Unterschied zwischen Empfindung und Gefühl: Ein Weg zur inneren Balance.
Einleitung: Warum ist der Unterschied wichtig?
Hast du jemals innegehalten und dich gefragt, was genau du in diesem Moment empfindest? Oder ob das, was du erlebst, ein Gefühl ist? Diese Frage kann zunächst verwirrend sein, da Empfindung und Gefühl oft eng miteinander verknüpft sind. In der Atemarbeit beziehen wir uns auf das bewusste Atmen und die Körperwahrnehmung, dabei wird der Unterschied ganz klar. Hier geht es um das feine Wahrnehmen des eigenen Selbst und der Umwelt – und darum, wie das bewusste Erleben der Empfindung zu tieferer Erkenntnis und Heilung führen kann.
Aber was ist der Unterschied zwischen Empfindung und Gefühl? Warum beschäftigen wir uns in der Atemarbeit mehr mit der Empfindung? Und wie beeinflusst das unsere innere Balance? Lass uns diese Fragen gemeinsam durchgehen.
Was ist Empfindung?
Empfindung ist eine unmittelbare, sensorische Wahrnehmung unseres Körpers. Sie ist der Moment, in dem wir die Schwerkraft unserer Füße auf dem Boden spüren, die Wärme eines Sonnenstrahls auf der Haut oder den Atem, der sich im Brustkorb ausdehnt und wieder zusammenzieht. Empfindung findet immer im „Jetzt“ statt – sie ist gegenwärtig und real. In der Atemarbeit bezieht sich Empfindung auf die bewusste Wahrnehmung des Atems und des Körpers.
Die Empfindung entsteht durch die Verbindung unserer Sinne mit der Welt um uns herum. Sie vermittelt uns die Partnerschaft mit der Erde, dem Raum, dem Universum und bestätigt unsere Existenz im Moment. Empfindung ist wie ein Tor, das sich in alle Richtungen öffnet: nach innen, zu unserem Wesenskern, und nach außen, zu unserer Umgebung.
Was ist ein Gefühl?
Gefühl hingegen ist eine emotionale Reaktion auf eine Erfahrung oder eine Empfindung. Gefühle wie Freude, Trauer, Angst oder Wut beinhalten immer eine Bewertung des Erlebten. Ein Gefühl ist daher subjektiver und oft mit einem bestimmten Gedanken oder einer Geschichte verbunden. Es kann sich in Bezug auf Vergangenes oder Zukünftiges richten, was es von der „unmittelbaren“ Empfindung unterscheidet, die immer nur im „Jetzt“ existiert.
Gefühle können intensiver und komplexer sein. Sie bringen oft den Wunsch nach Kontrolle oder Veränderung mit sich, während die Empfindung neutral ist. Die Bewertung des Gefühls kann uns in bestimmte Muster führen und beeinflusst unsere Reaktionen.
Warum fokussieren wir uns in der Atemarbeit auf die Empfindung?
Der Fokus auf die Empfindung in der Atemarbeit ermöglicht es uns, tief in unseren Körper hinein zu spüren, ohne zu bewerten oder zu urteilen. Wenn wir den Atem wahrnehmen und empfinden, sind wir präsent – wir befinden uns im Jetzt. Das bewusste Erleben des Atems führt zu einer Öffnung unseres inneren Bewusstseins und gibt uns die Möglichkeit, uns selbst und die Welt um uns herum auf eine absichtslose, empfangende Art zu erfahren.
Durch die Empfindung wird eine Partnerschaft mit der Erde und dem Universum wahrnehmbar. Es ist ein Gefühl des Getragenwerdens, ein Eingebundensein in den Raum und das Licht um uns herum. Hier tritt der Unterschied klar zutage: Während Gefühle oft durch Gedanken und Bewertungen beeinflusst werden, ist die Empfindung unmittelbar, direkt und authentisch.
Wie beeinflusst die Empfindung unsere innere Balance?
Die Empfindung ermöglicht es uns, in einen inneren Dialog zu treten. Dieser Dialog findet nicht nur innerhalb unseres Körpers statt, sondern auch mit der Umgebung – der Erde, dem Raum, dem Licht. Empfindung ist nicht exklusiv auf uns selbst beschränkt. Sie schafft eine Verbindung zwischen uns und der Welt, zwischen innen und außen.
Im Rahmen der Atemarbeit wird dieser Prozess durch den „Atemleib“ – die dreidimensionale Empfindung der Atembewegung – erfahren. Wenn wir uns auf die Empfindung einlassen, treten wir in einen Fluss, der Entwicklung und Integration begünstigt. Der Atem bleibt authentisch, ungestört von absichtsvoller Kontrolle oder Projektionen. Wir antworten auf unsere Umwelt aus einem tiefen, wahrhaftigen Selbst heraus, anstatt nur zu reagieren.
Welche Rolle spielen Schwerkraft und Raum in der Empfindung?
In der Atemarbeit sind Schwerkraft und Raum wesentliche Elemente der Empfindung. Durch die Schwerkraft können wir unsere Verbindung zur Erde spüren. Diese Wahrnehmung gibt uns ein Gefühl von Sicherheit und Getragenwerden. Die Empfindung, wie die Füße auf dem Boden ruhen oder der Sitzhocker uns trägt, verankert uns in der Gegenwart.
Der Raum wiederum wird durch unser erweitertes Empfindungsbewusstsein wahrgenommen. Wenn wir das Licht um uns spüren, wird die Partnerschaft mit dem Raum und dem Universum erfahrbar. Das Empfindungsbewusstsein öffnet sich und bestätigt, dass wir hier sind – in diesem Moment. Es verbindet uns mit etwas Größerem, das uns in unserer Ganzheit anerkennt und unterstützt.
Warum ist die Empfindung ein Tor zur Wandlung?
Die Empfindung ist der Ausgangspunkt für innere Wandlung und Heilung. Indem wir uns auf die Empfindung einlassen, treten wir in einen Zustand des Fließens, der Offenheit und der Empfänglichkeit. Diese empfangende Haltung erlaubt es uns, den eigenen Atem und die damit verbundenen inneren Prozesse wahrzunehmen, ohne zu bewerten. Wir treten in einen Dialog mit uns selbst, bei dem Wandlung möglich wird.
Im Gegensatz zu den oft festgefahrenen Mustern, die durch Gefühle hervorgerufen werden, ist die Empfindung flexibel und fließend. Dieser Fluss ermöglicht uns, uns weiterzuentwickeln, uns selbst besser kennenzulernen und uns im Einklang mit unserer Umgebung zu erleben. Empfindung wird so zu einem wesentlichen Faktor in Prozessen der Heilung und Ganzwerdung.
Wie können wir uns im Alltag auf Empfindung einlassen?
Um mehr auf die Empfindung zu achten, können wir bewusst in den Moment treten. Setze dich hin, stelle die Füße auf den Boden, lasse die Augen geöffnet und spüre deinen Atem. Welche körperlichen Empfindungen nimmst du wahr? Die Weite deines Brustkorbs beim Einatmen, die Erdung deiner Fußsohlen oder die Berührung des Sitzhockers? Diese einfachen Übungen helfen uns, mit dem Fluss des Lebens in Verbindung zu treten und unsere Empfindungsweite und -tiefe zu erfahren.
Ausblick: Empfindung als Schlüssel zur persönlichen Entfaltung
Der bewusste Umgang mit Empfindung ist nicht nur ein Weg zur inneren Balance, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten für persönliche Entwicklung und tiefere Beziehungen – sowohl zu uns selbst als auch zur Welt um uns herum. Wenn wir uns zunehmend auf unsere Empfindungen einlassen, schaffen wir Raum für Wachstum und Veränderung.
Die Praxis der Atemarbeit führt uns kontinuierlich in das Jetzt, wo Heilung und Integration stattfinden können. Mit jeder bewussten Atembewegung können wir uns intensiver mit unserer inneren Weisheit und den natürlichen Rhythmen des Lebens verbinden. Dieser Prozess ist kein statisches Ziel, sondern eine dynamische Reise, auf der wir stets Neues über uns selbst entdecken.
Lass uns neugierig und offen bleiben, die Empfindungen in unserem Alltag bewusster wahrzunehmen – sie sind der Schlüssel zu einem Leben, das in Einklang mit unserer inneren und äußeren Welt steht.
Vielen Dank für gute Unterscheidung. So gegenübergestellt, habe ich das gut für mich trennen können. Eine Frage: Was ist mit Gefühlen, die uns – über Raum und Zeit hinweg – „anfliegen“. Beispielsweise: ich habe das Gefühl, jemanden kontaktieren zu müssen und im selben Moment klingelt das Telefon und die betreffende Person ist „dran“.
Sind das auch Gefühle oder eher Vorahnungen?
Liebe Grüße, Manuela
Liebe Manuela, schön, dass dir mein Artikel gefällt. Um gleich auf deine Frage zu kommen… Auch wenn es etwas eso klingt, letztlich ist alles Schwingung… unsere Gedanken leiten und bewegen uns durch den Atem, der ebenfalls als Schwingung verstanden werden kann. Ich denke, dass wenn wir mit Menschen eng verbunden sind, kann es zu solchen Vorahnungen kommen. Es kann unter das Konzept der „Synchronizität“ fallen. Der Psychologe Carl Gustav Jung hat dieses Phänomen beschrieben, wo scheinbar zufällige Erlebnisse als bedeutungsvoll erlebt werden. In solchen Momenten fehlt es sich an, als gäbe es eine Verbindung, die über Raum und Zeit hinausgeht, und es könnte sein, dass diese Erlebnisse mehr als bloße Gefühle oder Vorahnungen sind. Atembewegt & Herzlichst, Karin