Mein Atem – ABC

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Ein Glossar der Empfindung, des Spürens und der Sprache meiner Arbeit

Einleitung:

Seit vielen Jahren begleite ich Menschen in Atem- und Körperprozessen – in Einzelsitzungen, Gruppen und Workshops. In diesen Begegnungen ist ein ganz eigener Wortschatz gewachsen: ein lebendiges Vokabular, das nicht akademisch ist, sondern erlebt, empfunden, gehört und gesprochen.

Viele dieser Begriffe haben sich über die Zeit wie kleine Lichtpunkte im Gewebe meines Alltags herauskristallisiert – als Orientierung, als Impuls, als innere Landkarte meiner Arbeit. Einige stammen aus meiner Ausbildung in der Erfahrbaren Atemarbeit nach Ilse Middendorf, andere sind durch körperpsychotherapeutische, stimmliche oder neurobiologische Zugänge geprägt – und viele sind einfach aus dem Leben selbst gewachsen: durch meine Praxis, meine Stimme, meine Schüler:innen, meine Lehrer:innen – und ja, auch durch meine Hühner.

Diese Worte beschreiben nicht nur Zustände – sie öffnen Räume.

Sie sind resonant, körperlich verankert und getragen von einem inneren Lauschen.

Was bedeutet Getragen-Sein wirklich?

Wie fühlt sich Raum an?

Was macht der Vagusnerv, wenn ich mich entspanne?

Wie klingt Präsenz?

Und was genau meine ich, wenn ich von Empfindungsbewusstsein spreche?

Ich habe all diese Begriffe gesammelt, sortiert, gespürt – und in ein ABC der Atemarbeit gegossen. Ein Glossar, das nicht nur erklärt, sondern zum Weiterdenken, Spüren und Nachklingen einlädt.

Es ist kein abgeschlossenes Werk, sondern ein wachsendes, atmendes Kompendium.

Ein Wortgarten.

Vielleicht findest du darin Begriffe, die auch deine Reise begleiten.

Vielleicht bleibt ein Wort bei dir – wie ein Samenkorn im Gewebe.

Ich schreibe dieses Glossar in Ich-Form, weil es meine persönliche Sprache ist.

Vielleicht erkennst du dich darin wieder.

Vielleicht fragst du dich an der ein oder anderen Stelle:

Was bedeutet dieses Wort für mich?

Dann ist dieses Atem-ABC genau das Richtige:

Eine Einladung zum Dialog. Eine Einladung zur Empfindung.

Eine Einladung zum Atem.

A – wie Atem

Atem

Der Atem ist für mich der unmittelbarste Ausdruck von Leben. Er geschieht – ich muss ihn nicht machen. Ich kann mich ihm anvertrauen. Er trägt mich durch den Tag und erinnert mich daran, dass ich nicht alles kontrollieren muss.

Atembewegung

Wenn ich atme, bewegt sich mein Körper. Nicht mechanisch, sondern in Resonanz mit dem, was innen geschieht. Die Atembewegung ist mein Seismograph, mein inneres Echo.

Atem-Tonus-Ton

Das Dreieck, das meine Arbeit durchzieht. Der Atem belebt das Gewebe, der Tonus zeigt sich in der Spannung, der Ton bringt es nach außen – als Klang, als Schwingung, als Mitteilung.

Aufrichtung

Ich mache mich nicht gerade – ich lasse mich aufrichten. Wenn ich mich mit der Erde verbinde, mit der Schwerkraft, mit meinem inneren Lot, dann entsteht Aufrichtung wie von selbst.

Anima / Animus

Innere Kräfte, die in mir wirken. Nicht als Theorie, sondern als Empfindung. Als weibliche und männliche Prinzipien, die in meinem Körper, meiner Stimme, meinem Tun zu spüren sind.

B – wie Bewusstsein

Bewusstsein

Bewusstsein beginnt für mich mit Spüren. Nicht mit Wissen, sondern mit der Bereitschaft, bei mir zu sein – wach, weich, anwesend.

Bewegung

Nicht jede Bewegung kommt von außen. In meiner Arbeit interessiert mich die Bewegung, die von innen entsteht – aus dem Atem, aus dem Impuls, aus der Berührbarkeit.

Berührung

Berührung geschieht nicht nur über die Hand. Raum, Stimme, Aufmerksamkeit können genauso berühren – und manchmal tiefer.

Bodenkontakt

Der Kontakt zur Erde unter mir – spürbar, tragend, ehrlich. Ohne diesen Kontakt verliere ich meine Orientierung.

C – wie Cortisol

Cortisol

Ich nehme das Cortisol nicht als Feind wahr, sondern als Hinweisgeber. Wenn der Atem flacher wird, das Gewebe sich zusammenzieht, spüre ich: da ist Stress im System. Dann höre ich genauer hin.

Charakterpanzer (nach Reich)

Manche Spannungen sitzen tief. Sie sind Geschichten, die mein Körper gespeichert hat. Ich nähere mich ihnen nicht mit Druck, sondern mit Atem, Raum und Zeit.

D – wie Durchlässigkeit

Durchlässigkeit

Wenn ich nicht festhalte, sondern erlaube. Wenn der Atem frei durch mich hindurchgeht. Wenn ich offen bin für das, was ist.

Dopamin

Ein Glückshormon – aber auch ein feiner Belohnungsanzeiger. Ich spüre oft: Wenn etwas in mir in Bewegung kommt, fließt auch im Hirn ein bisschen mehr Licht.

E – wie Empfindungsbewusstsein

Empfindungsbewusstsein

Empfindung ist für mich immer körperlich. Es ist das feine Spüren im Gewebe, im Atem, in der Stimme. Und es braucht Achtsamkeit – keine Interpretation. Nur die Bereitschaft zu empfangen.

Erdung

Ich brauche Erdung, um mich selbst zu halten. Sie entsteht im Spüren meiner Füße, im Gewicht meines Beckens, im Vertrauen zur Schwerkraft.

Ein- und Ausatmung

Ich nehme sie nicht als Gegenspieler wahr, sondern als zwei Teile eines Ganzen. Ein und Aus – wie Ebbe und Flut. Ich folge dem Rhythmus, nicht dem Willen.

F – wie Faszien

Faszien

Verbindungsgewebe. Speicher. Resonanzraum. Manchmal höre ich zu, wie sie sprechen – ganz leise, aber sehr

Im Körper, im Kontakt, in der Beziehung. Freiraum bedeutet: Ich darf sein – und du auch.

Fühlen

Fühlen ist für mich nicht gleich Emotion. Es ist das zarte, stille Spüren. Oft im Hintergrund. Und doch so wesentlich.

G – wie Getragen-Sein

Getragen-Sein

Ein inneres Gefühl von Sicherheit. Ich muss nicht alles halten. Ich darf mich einlassen. Der Boden trägt. Der Atem trägt.

Geschehenlassen

Ich arbeite nicht am Menschen – ich lasse etwas geschehen. Manchmal braucht es nur ein Innehalten.

Gewebe

Träger von Geschichte, von Spannung, von Atem. Ich lausche dem Gewebe – nicht als Therapeutin, sondern als Mitwesen.

H – wie Hormone

Hormone

Sie beeinflussen meine Stimmung, meinen Atem, mein Empfinden. Ich nehme sie nicht isoliert wahr, sondern als Teil eines feinen inneren Orchesters.

Hingabe

Keine Aufgabe, sondern ein Zustand. Wenn ich mich hingebe, höre ich auf zu kämpfen. Dann bin ich einfach da.

Herzraum

Zentrum meines Empfindens. Manchmal offen, manchmal geschützt. Ich lasse mich vom Atem dorthin führen – nie mit Gewalt, immer mit Vertrauen.

I – wie Innenraum

Innenraum

Der Raum in mir. Nicht sichtbar, aber erfahrbar. Wenn ich atme, weitet er sich. Wenn ich fühle, antwortet er.

Insulin

Ein Beispiel dafür, wie fein unser Körper reguliert. Ich beobachte auch hier den Zusammenhang: Essen, Atmen, Energie, Empfinden.

J – wie Jetzt

Jetzt

Der Atem passiert nur im Jetzt. Kein Gestern, kein Morgen. Nur dieser Moment – atmend, lebendig, wahr.

Jung, C.G.

Seine Archetypen haben Eingang gefunden in meine innere Landkarte. Nicht als Theorie, sondern als Resonanzbilder.

K – wie Klang

Klang

Meine Stimme klingt, wenn ich verbunden bin. Der Klang zeigt, ob ich da bin – oder nicht.

Kontakt

Wird nicht gemacht – sondern gefunden. Echte Begegnung hat immer etwas mit Atem zu tun.

Körperseele

Ich glaube nicht an die Trennung von Körper und Seele. Ich erlebe beides als Einheit – atmend, spürend, verbunden.

L – wie Licht

Licht

Licht ist für mich auch innerlich. Es zeigt sich, wenn ich durchlässig werde.

Loslassen

Ich lasse nicht los – es lässt sich los. Wenn ich bereit bin, wenn Vertrauen da ist, geschieht es.

M – wie Mittlerer Raum

Mittlerer Raum

Der Raum zwischen Oben und Unten. Zwischen Gedanke und Gefühl. Hier ist Balance.

Middendorf, Ilse

Ihre Arbeit hat mich geprägt. Sie hat mir einen Weg gezeigt, in dem das Lauschen wichtiger ist als das Machen.

Membran

Grenze und Verbindung. Ich spüre sie im Körper – zwischen Räumen, zwischen dir und mir.

N – wie Noradrenalin

Mittlerer Raum

Der Raum zwischen Oben und Unten. Zwischen Gedanke und Gefühl. Hier ist Balance.

Middendorf, Ilse

Ihre Arbeit hat mich geprägt. Sie hat mir einen Weg gezeigt, in dem das Lauschen wichtiger ist als das Machen.

Membran

Grenze und Verbindung. Ich spüre sie im Körper – zwischen Räumen, zwischen dir und mir.

O – wie Oxytocin

Oxytocin

Verbindung, Vertrauen, Kontakt – spürbar, wenn zwei Menschen atmen, lauschen, sich wirklich begegnen.

Offenheit

Ich muss nicht alles wissen. Wenn ich offen bin, darf Neues entstehen.

P – wie Prä-Bötzinger-Komplex

prä-Bötzinger-Komplex

Ein kleiner Bereich im Hirnstamm – und der große Dirigent des Atems. Für mich ein Wunderwerk.

Präsenz

Ich bin da – mit Haut, Stimme, Atem, Seele. Das ist Präsenz. Sie kann nicht gespielt werden.

Q – wie Qualität

Qualität der Empfindung

Nicht wie viel ich spüre, sondern wie ich spüre. Die Tiefe zeigt sich oft im Leisen.

Quellen

Meine Arbeit speist sich aus vielen Quellen – aber sie wird durch mein eigenes Erleben lebendig.

R – wie Raum

Raum

Innenraum, Zwischenraum, Beziehungsraum. Ohne Raum kein Atem.

Resonanz

Wenn etwas in mir auf etwas im Außen antwortet. Resonanz ist keine Reaktion – sie ist Beziehung.

S – wie Schwerkraft

Schwerkraft

Ich lasse mich von ihr tragen – nicht drücken. Sie ist eine Einladung, loszulassen.

Schatten (nach Jung)

Das, was ich nicht sehen will. Atemarbeit kann Schatten sichtbar machen – sanft und wahrhaftig.

Stille

Nicht leer – sondern voll. Die Stille ist oft das kraftvollste, was im Raum entsteht.

T – wie Tonus

Tonus

Der Spannungszustand meines Gewebes. Ich höre ihn auch in der Stimme. Tonus ist Ausdruck.

Tiefe

Ich strebe nicht nach Tiefe – aber ich lade sie ein. Sie zeigt sich, wenn Raum, Atem und Präsenz sich treffen.

Tragen lassen

Ich liebe dieses Bild. Ich muss nicht alles machen – ich darf mich tragen lassen.

U – wie Unterer Raum

Unterer Raum

Ort des Beckens, der Verdauung, der Erdung. Hier beginnt für mich der Weg nach innen.

V – wie Vagusnerv

Vagusnerv

Der große Freund der Ruhe. Wenn er Raum bekommt, beruhigt sich das System – und ich komme an.

Vertrauen

Ohne Vertrauen keine Hingabe. Ohne Hingabe kein Atem.

Verlangsamung

Wenn ich langsamer werde, wird das Feine sichtbar.

W – wie Wahrnehmung

Wahrnehmung

Ich höre, sehe, spüre – aber ohne zu bewerten. Wahrnehmung ist das Tor zum Jetzt.

Wachsen lassen

Ich pflege meine Arbeit wie meinen Garten: mit Geduld, Wasser, Licht und Vertrauen.

X – wie Yyphoid

Xyphoid

Ein kleiner Ort – der Schwertfortsatz am Brustbein. Oft vergessen. Und doch empfindsam und mitatmend.

Y – wie Yin & Yang

Yin & Yang

Aktiv und passiv, hell und dunkel, ausatmend und einatmend. Der Atem kennt beides.

Z – wie Ziel

Ziel

Nicht ein Fixpunkt, sondern ein innerer Kompass. Ich frage nicht: „Wohin willst du?“, sondern: „Was darf wachsen?“

Zeit

Zeit ist fühlbar. Atemzeit ist nicht chronologisch. Sie ist da – oder nicht.

Anregungen und Ergänzungswünsche

Wenn du beim Lesen spürst, dass dir ein Wort fehlt – ein Begriff, der dich in deiner eigenen Atemerfahrung begleitet oder immer wieder auftaucht, aber hier (noch) keinen Platz gefunden hat – dann freue ich mich sehr über deine Anregungen und Wortwünsche.

Du kannst mir dein Wort gern als Kommentar hinterlassen oder mir eine persönliche Nachricht schreiben – per E-Mail oder auf anderem Wege, ganz so, wie es für dich stimmig ist.

Mit deiner Erlaubnis nehme ich deine Beiträge gern auf – mit deinem Vornamen, einem Namenskürzel oder auch anonym. Denn dieses ABC darf weiterwachsen: durch Atem, durch Sprache, durch Begegnung.

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