Atem, Stimme & Stimmung

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Ein sehr persönlicher Expertenartikel!

Einleitung:

Gerade sitze ich hier in meinem Wohnzimmer bei geöffneter Terrassentür und überlege mir, worüber ich heute einen Blogartikel schreiben soll. Nach einer langen Pause wollte ich dieses Wochenende wieder starten, dann kam des „Leben“ dazwischen.

Und eigentlich bin ich überhaupt nicht in „Stimmung“…

Da fällt mir spontan „Stimmung“ ein und was gerade jetzt meine Stimmung beeinflusst. Sie ist nämlich im Keller, meine Stimmung!

Es wird ein persönlicher Blogartikel, der gleichzeitig aber auch ein Expertenartikel ist. Es geht um meine Erfahrung und mein Erleben, das ich in den Kontext zu meiner Atemarbeit stelle… 

Was ist passiert?

Ich bin tief traurig. Meine drei Hühner sind innerhalb von 48 Stunden von irgendeinem blöden Tier gerissen worden. Entweder war es ein Marder, ein Waschbär oder ein Fuchs. Das ist letztlich auch egal. Sie sind tot! Im Garten und in der ganzen Umgebung ist es mucksmäuschenstill; nicht mehr das fröhliche Gegacker meiner Hühner zu hören, wenn sie erfolgreich ihr Tagwerk, ein Ei zu legen, vollbracht haben. Seit zwei Jahren waren sie fester Bestandteil im familiären Tagesablauf und das Kümmern darum, ob es ihnen gut geht, ob sie genügend Wasser haben, ob sie genug zu fressen haben, ob sie ein Ei gelegt haben, ob der Stall ausgemistet ist und ob sie glücklich sind, beeinflusste den gesamten Tagesablauf. Jetzt ist nichts mehr, wie es war.

Was macht das mit meiner Stimmung?

Dass sie nicht mehr da sind, belastet mich! Es macht meinen Atem schwer und ich hole immer wieder schwer Luft. Ich habe schlecht geschlafen. Anders als sonst hüpfe ich nicht aus dem Bett, überlege, ob ich erst einen Kaffee trinke und dann den Mädels, wie ich sie immer nenne, einen Besuch abstatte. Das mache ich normalerweise davon abhängig, wie sehr sie gackern. Das Gackern hört man an Sonntagen wie diesen in der ganzen Nachbarschaft. Jetzt, wo Totenstille herrscht und ich nicht mehr in den Garten laufen muss, um sie zu begrüßen, mit ihnen zu spielen oder einfach nur sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist, muss ich mich auch nicht bewegen. Je weniger ich mich bewege, desto weniger Atem durchströmt meinen Leib. Je weniger ich atme, desto bedrückter werde ich und desto schwerer atme ich. Es ist also ein Teufelskreislauf aus meiner Stimmung, meinem Atem und meiner Trauer.

Was ist eigentlich Stimmung? Und was hat sie mit meinem Atem zutun?

Stimme, Stimmung und Atem hängen untrennbar miteinander zusammen. Stimme ist Ausatem. Im Ausatem bin ich in der Welt. Alles, was ich erlebe, so wie jetzt mein Entsetzen über den Tod meiner Hühner, spiegelt sich in meinem Atem wider. Alles wirkt sich sowohl motorisch-muskulär, als auch emotional-kognitiv und vegetativ auf mein Sein aus.

Das Wort *Stimmung* kommt von „stimmen“, wie bei einem Musikinstrument, das auf einen bestimmten Klang gebracht wird. Wenn du traurig bist, so wie ich jetzt durch den Verlust meiner drei Hühner fühlt es sich an, als würde mein Inneres in einer tieferen, schwereren Tonlage klingen. Meine Trauer beeinflusst meinen Atem – er wird flacher, schwerer, und manchmal fällt es mir schwer, tief durchzuatmen. Ich spüre einen Kloß im Hals, als ob etwas meinen Atem dämpfen würde, und meine Brust fühlt sich eng an.

Mein Körper reagiert auf diese Emotion: Meine Schultern sinken, die Muskeln spannen sich unbewusst an und meine Gedanken drehen sich immer mal im Kreis, gefangen im Schmerz. Mein Atem, der sonst so frei fließt, wird stockend, als ob die Trauer den Raum in mir einnimmt. Aber manchmal kommt auch ein kleiner Seufzer, ein kurzes Aufatmen, eine Erinnerung an einen lustigen Moment. Das bringt Erleichterung – eine kleine Pause vom Schmerz. So wie der Atem den Schmerz widerspiegelt, kann er auch Trost bringen. Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug, kann die Last der Trauer etwas leichter werden. Dieser Zeit spüre ich entgegen.

Stimmung ist nicht exklusiv!

Stimmung ist nie nur ein inneres Gefühl, sie strahlt immer nach außen. Meine Trauer über den Verlust meiner Hühner ist spürbar in meiner Haltung, in meinen Worten und meinem Blick. Andere Menschen um mich herum nehmen das wahr, und es berührt sie, auch wenn sie es nicht immer direkt ansprechen. Genauso fehlt das fröhliche Gacker der Hühner in der Nachbarschaft – ein leises, aber ständiges Geräusch, das den Alltag begleitet hat. Dieses Fehlen verändert auch die Stimmung im größeren Umfeld. Es ist, als ob ein kleiner Teil der Lebendigkeit aus der Umgebung verschwunden ist, und das spüren alle, auch wenn sie es vielleicht nur unbewusst merken. Stimmung verbindet uns alle, oft ohne dass wir es merken.

Ausblick:

Der Verlust meiner Hühner hinterlässt eine spürbare Lücke, und das Fehlen ihres Gackers verändert die Atmosphäre. Die Trauer ist jetzt präsent, aber sie wird mit der Zeit leichter werden. Auch wenn es eine Weile dauert, wird der Alltag wieder Raum für neue positive Momente bieten. Vielleicht gibt es irgendwann neue Hühner, die Leben und Freude zurückbringen. Bis dahin: ein Schritt und Atemzug nach dem anderen.

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